Die Azoren seien ein reines Wanderziel und kein Ziel für Familien mit Kleinkind – diese in diversen Reiseführern kolportiere Meinung galt es zu widerlegen!
Und so machten wir – meine Lebensgefährtin Isabell, unser 2jähriger Sohn Henri und ich – uns im Oktober 2018 auf zu insgesamt 11 Tagen Inselurlaub!
Auf dem Programm standen dabei drei der neun Azoren-Inseln, und zwar die Hauptinsel Sao Miguel, die Insel Faial mit dem schönsten Blick auf den Vulkan Pico sowie die Insel Pico selbst.
Das uns nicht nur Sonnenschein und eine spiegelglatte See erwarten würde, war uns bewusst. Wir freuten uns auf grüne Landschaften, Sonne, Regen, Wind und Wellen.
Nach 4 ½ Stunden Flug mit der SATA von Frankfurt, das wir von Hamburg aus mit dem ICE erreichten, landeten wir bei angenehmen 22 Grad in Ponta Delgada, der Hauptstadt Sao Miguels. Unser erstes Hotel, das Azoris Royal Garden, erreichten wir in nur 10 Taxi-Minuten.
Hier verbrachten wir zwei autofreie Tage und erkundeten die Stadt – von einer zwischenzeitlichen Bimmelbahnfahrt mal abgesehen – zu Fuß. Wir genossen die entspannte Atmosphäre, die schöne Architektur und die reizvollen botanischen Gärten. Lediglich die schmalen Bürgersteige, auf die unser Reisebuggy gerade eben so passte, stellten eine Herausforderung dar.
Bei lebhaftem Wind ging es für die kommenden vier Tage per Propellermaschine weiter auf die Insel Faial. Trotz der Witterungsbedingungen hatten wir einen erstaunlich ruhigen Flug.
Unsere Vorfreude auf den viel gepriesenen ‚Pico-Ausblick‘ war groß. Leider gab es aber Wolken zum Empfang und so mussten wir uns zunächst in Geduld üben.
In einem Renault Clio der Mietwagenfirma Autatlantis lernten wir die Insel am darauffolgenden Tag trotz Wolken schnell kennen und schätzen. An zahlreichen Küstenabschnitten ließ sich gerade bei diesem Wetter die Kraft des Atlantiks bewundern. Am Nachmittag gönnten wir uns einen ‚Absacker‘ in der bei Weltumseglern bekannten Kneipe ‚Peter Café Sport‘ am malerischen Hafen von Horta.
Als zum Abend hin der Himmel schließlich doch noch aufklarte und die Wolken den Blick auf den Pico freigaben, fühlten wir uns am schönsten Ort auf den Azoren.
Bei diesem traumhaften Wetter, das auch am nächsten Tag komplett anhielt, hätten wir gerne die Fähre zur Nachbarinsel Pico genommen…aber leider gingen die ‚Insel-Uhren‘ nur gefühlt langsamer und die morgendliche Fähre fuhr pünktlich ohne uns ab. Vielleicht aber auch Glück im Unglück, denn so nutzen wir den sonnigen Tag für eine ausgiebige Inselrundfahrt in unserem Mietwagen. Zu den Höhepunkten zählten für uns eine Besichtigung des Kraters von Faial, bei dem unsere Wanderstiefel zum ersten Mal zum Einsatz kamen, sowie die schöne Aussicht vom Leuchtturm an der Ponta dos Capelinhos. Auch Henri genoss die Zeit am Kraterrand, wo er spontan ‚verkaufen‘ spielte, und natürlich den spannenden Aufstieg zum Leuchtturm.
Die Nachbarinsel Pico besuchten wir schließlich am nächsten Tag. Da das Mitnehmen des Mietwagens knapp € 40,- gekostet hätte, entschlossen wir uns für eine Überfahrt ohne Auto (Fähre pro Erwachsenem € 3,80 pro Weg, Dauer ca. 30 Minuten) Das Wetter war nun leider nicht mehr so schön wie am Vortag, aber bei angenehmen 18 bis 20 Grad ohne Regen ließ es sich aber trotzdem gut durch die Weinfelder von Criacao Velha wandern. Als zusätzliches Gepäck trugen wir zum Teil das schlafende Kind auf dem Rücken sorgte, was uns gut-durchblutete Oberschenkel bescherte. Auch Henri kam heute wieder auf seine Kosten und freute sich besonders über die zwei Spielplätze, die wir auf Pico fanden, und natürlich die beiden Fährfahrten – wenngleich er sich auf dem Rückweg erschrak und das laute Tuten die Stimmung etwas kippen ließ…
Als wir gegen Abend wieder auf Faial ankamen und zum Abendessen in ein nettes Restaurant am Strand von Almoxarife gingen, waren wir alle wieder gut drauf. Isabell und ich aßen als Vorspeise den wohl besten Oktopus auf den Azoren und auch Henri ließ sich seinen panierten Fisch sehr gut schmecken. Ganz nebenbei genossen wir auch die Familienfreundlichkeit, die uns in diesem Restaurant – wie allerdings fast überall auf den Azoren – entgegen gebracht wurde.
Nicht unerwähnt möchte ich aber auch das Hotel Azoris Faial Garden und die gemütliche ‚Vila Belgica‘ lassen, wo wir jeweils zwei Nächte verbrachten. Während das Hotel vor allem durch seine fußläufige Lage zum Hafen von Horta bestach, gefiel uns in der Villa Belgica vor allem die Herzlichkeit der Gastgeberin und der schönen Garten, von dem wir nur einen tollen Ausblick auf den Pico hatten, sondern – gemeinsam mit der Enkelin der Gastgeberin – endlich auch mal wieder eine Runde Fußball spielen konnten.
Mit weniger Wind flogen wir zurück zur Hauptinsel Sao Miguel, wo wir für die nächsten Tage ausführliche Inselerkundungen geplant hatten. Bevor wir jedoch unseren Mietwagen übernahmen und für vier Nächte in eine Ferienwohnung zogen, verbrachten wir eine Nacht im Grand Hotel Atlantico. Hier schliefen wir in besonders gemütlichen Betten mit Blick auf den Fährhafen von Ponta Delgada.
Am nächsten Vormittag übernahmen wir unseren neuen Mietwagen (Opel Corsa) im Büro von Autatlantis im gegenüberliegenden Fährterminal und fuhren zur Quinta Altamira in Caloura, unserer zentral gelegenen Basis für die nächsten Tage. Wir genossen es von hier aus die Insel zu erkunden, vier Tage lang keine Unterkunft wechseln zu müssen und auch den Vormittag mit Henri auch mal spielender Weise zu verbringen. Unsere Ferienwohnung bestand aus zwei Zimmern, einer gemütliche Terrasse und einer Küche. Wir freuten uns nun auf Selbstverpflegung statt Restaurant und deckten uns gleich nach Ankunft im Supermarkt mit frischen Lebensmitteln ein. Besonders freuten uns über die gute Qualität von Fleisch und Fisch zu erschwinglichen Preisen.
Tagesausflüge im Mietwagen führten uns in die verschiedenen Ecken der Insel. Besonders gefallen haben uns dabei der immergrüne Terra Nostra Park, wo wir fast den ganzen Tag verbrachten, der Strand von Mosteiros, der Ausblick auf die Atlantikküste bei Santa Iria sowie die Wanderwege und Aussichten auf die Kraterseen bei Sete Cidades und Lagoa do Fogo. Da es uns auf der Hauptinsel Sao Miguel so gut gefallen hat, hätten wir es hier gut und gerne noch ein paar Tage länger ausgehalten…
Nachdem sich auch diese schönen vier Tage Ihrem Ende neigten gaben wir unseren Mietwagen in wieder ab und verbrachten nochmals eine Nacht in Ponta Delgada, um am nächsten Morgen ein möglichst kurzen Weg zum Flughafen zu haben. Die Übernachtung im Hotel Talisman stellte einen schönen Abschluss unserer Reise dar.
Am nächsten Morgen saßen wir noch vor Sonnenaufgang im Taxi und wenig später bereits im Flieger heimwärts.
Unser Fazit: Die zu Portugal gehörenden Azoren sind ein tolles Ziel für Naturbegeisterte und unserer Meinung nach auch für Familien mit kleinen Kindern gut geeignet. Statt stundenlanger, anspruchsvoller Wanderungen machten wir aber eher kleine Wanderungen, ausgiebige Spaziergänge durch botanische Gärten oder fuhren mit dem Mietwagen zu verschiedenen Aussichtspunkten. Wir verbrachten viel Zeit draußen in der Natur, die unser Sohn Henri quasi als Spielplatz nutzte. Die Azoreaner sind sehr kinderfreundlich und in Hotels und Restaurants fühlten wir uns stets willkommen. Die Preise für Nebenkosten sind moderat, besonders wenn man selbst kocht. Wer allerdings flach-abfallende Sandstrände, Sonnengarantie und Animation sucht, der ist hier falsch. Uns hat es hier sehr gut gefallen und wir kommen sicherlich wieder. Wir fanden Oktober als Reisezeit gut, können uns aber auch andere Reisemonate vorstellen. Das nächste Mal wollen wir uns aber eine Walbeobachtungstour per Boot nicht entgehen lassen, schließlich kann man bis zu 24 verschieden Walarten auf den Azoren sichten, mit etwas Glück sogar Blauwale!
Hallo, wir sind eine Familie aus Hamburg und wollen 2021 auch auf die Azoren.
Bei eurem Blog sind tolle Inspirationen dabei, danke!